Katharina Miketta
Referentin für Diversity Policies
Diversity Policies Universität Siegen Strategiepapier
Diversity Policies of the University of Siegen
Geschäftsordnung Kommission für Diversity Policies
Richtlinie für einen respektvollen Umgang (Anti-Diskriminierung)
Biografie und Herkunft
Definition
Die Universität Siegen versteht sich mit ihrem Leitmotiv „Zukunft menschlich gestalten“ als Institution, die Antworten und Verantwortung für Fragen aller Teile der Gesellschaft sucht bzw. übernimmt. Das schließt auch den Anspruch ein, als „offene Universität“ der Gesellschaft in ihrer Breite einen Zugang zu akademischer Bildung zu verschaffen. So stellen ihre Studierenden und Forschenden nicht einen besonders privilegierten Teil der Gesellschaft dar, sondern spiegeln sie in all ihren Facetten wider. Das führt zu einer zunehmend heterogenen Zusammensetzung der Studierenden und Nachwuchswissenschaftler*innen.
Neben die Gruppe der „traditionellen“ Studienanfänger*innen, die direkt nach Abschluss des Abiturs vom Gymnasium an die Universität übergehen, haben sich verschiedene Gruppen „nichttraditioneller“ Studieninteressierter gesellt. Der Hochschulzugang steht heute über unterschiedliche Wege wie etwa die berufliche Bildung oder eine schulische Vorbildung jenseits des Gymnasiums in Verbindung mit einer Eignungsprüfung offen. Diese Studieninteressierten gelangen meist erst über Phasen der Berufsausbildung, Berufspraxis und/oder Familienphase zum Studium an die Universität. Sie bringen andere Erfahrungen mit und befinden sich meist bereits in einer anderen Lebensphase als Abiturient*innen, die an der Schwelle des Erwachsenwerdens in die Universität eintreten. Für sie spielt die Vereinbarkeit von Studium und Erwerbsarbeit und/oder familiären Pflichten eine entscheidendere Rolle.
„First generation students“, die aus Familien ohne akademische Vorbilder stammen, benötigen häufig eine besondere Begleitung ins Studium. Oft sind ihnen die Möglichkeiten und Chancen eines Studiums schlicht nicht bekannt. Auch der akademische „Habitus“ ist ihnen fremd, der in vielen akademischen Communities als Bindeglied gepflegt wird. Dies gilt in vielen Fällen auch für junge Menschen mit Migrationshintergrund, die zudem noch sprachliche und kulturelle Barrieren überwinden müssen. Eine spezielle Gruppe stellen dabei die Bildungsausländer*innen dar, die speziell zum Zweck des Studiums nach Deutschland einwandern oder aber fluchtbedingt nach Deutschland kommen und die Möglichkeit ergreifen, ihre Bildungsbiografie an der Universität Siegen fortzusetzen.
Unabhängig von geografischer- und Bildungsherkunft ist die finanzielle Situation maßgeblich entscheidend bei der Entscheidung über die Studienaufnahme und den Studienerfolg. Siegen bietet als vergleichsweise günstiger Studienort Chancen für Studieninteressierte aus allen sozialen Lebenslagen. Hier sind Universität, Studierendenwerk, aber auch Stadt und Kreis gefordert, etwa durch BAföG, Stipendien, günstigen Wohnraum und Verpflegungseinrichtungen unterstützende Rahmenbedingungen zu schaffen.
Beispiele
Nicht traditionelle Studierende:
- Studierende mit Hochschulzugang über die Berufliche Bildung
- Studierende mit Hochschulzugang über Eignungsprüfung(-en)
- Studierende mit beruflichen-/familiären Verpflichtungen
- „First generation students“, Studierende ohne akademische Vorbilder, Studierende aus bildungsfernen Milieus
- Studierende, die finanzielle Unterstützung benötigen
Handlungsempfehlungen
Studierende mit Hochschulzugang durch berufliche Bildung: Diese Studierenden verfügen über kein Abitur, sondern haben über eine berufliche Aufstiegsfortbildung bzw. eine zum Studiengang fachlich affine Berufsausbildung und Berufspraxiszeit den Zugang zum Studium an der Universität Siegen erworben. Diese Art des Hochschulzugangs wurde 2010 per Beschluss der Kultusminister*innenkonferenz für alle Bundesländer beschlossen und folgt dem Ziel, in der beruflichen Bildung Qualifizierten dieselben Möglichkeiten akademischer Bildung zu eröffnen wie allgemeinbildend Qualifizierten. Studierende, die über diesen Weg an die Universität kommen, verfügen über erweiterte berufliche Erfahrungen und sind in der Regel auch bereits etwas älter als „traditionelle Studienanfänger*innen“ (sind bei Studienbeginn meist zwischen 20-30 Jahre alt).
Weitere Informationen siehe http://www.uni-siegen.de/zsb/bewerbung/zugang/zp.html
Ansprechpartner: Herr Fiedler (-4814, sascha.fiedler@zv.uni-siegen.de)
Studierende mit Hochschulzugang durch Eignungsprüfung: Diese Studierenden haben unabhängig von ihrem Schulabschluss durch eine bzw. mehrere allgemeinbildende und auf den Studienwunsch bezogene fachliche Eignungsprüfungen den Zugang zum Studium an der Universität Siegen erworben. Diese Möglichkeit steht begabten Menschen unabhängig von ihrer schulischen wie beruflichen Biografie offen. Diese Studierenden bereiten sich meist gezielt auf die Eignungsprüfungen und den angestrebten Studiengang vor. Zumeist haben diese Studierenden die Schule mit der Fachhochschulreife verlassen und über ein Praktikum oder eine Berufsausbildung bereits erste Einblicke im gewünschten Studienfeld gewonnen. Der Zugang zu Lehramtsstudiengängen ist über diesen Weg nicht möglich.
Weitere Informationen siehe http://www.uni-siegen.de/zsb/bewerbung/zugang/fhr.html
Ansprechpartner: Zentrale Studienberatung (-2712, info.studienberatung@zsb.uni-siegen.de)
Studierende mit beruflichen/familiären Verpflichtungen: Im Zuge der gestiegenen Anforderungen im Berufsleben wird lebenslanges Lernen auch durch einen späten Einstieg ins Bachelorstudium bzw. Wiedereinstieg ins Masterstudium oder die Promotion (häufig im Alter zwischen 30 und 50 Jahren) realisiert. Studierende befinden sich dann meist in einer Lebensphase, in der sie familiäre (Kindererziehung, Pflege von Angehörigen) und/oder berufliche Verpflichtungen (ungekündigte Stelle, Notwendigkeit der eigenen Finanzierung und ggf. der eigenen Familie) miteinander verbinden müssen. Diese Studierenden müssen die Anforderungen des Studiums auf eine ganz besondere Weise mit den Anforderungen ihres Familien-/Berufslebens in Einklang bringen. Sie sind weit weniger flexible als traditionelle Studierende und auf einen im Vorfeld planbaren Studienverlauf bedacht. Besondere Angebote für diese Studierenden stellen das Teilzeitstudium dar, das in einigen Studiengängen speziell für diese Gruppe angeboten wird. Eine weitere Möglichkeit, den beruflichen Werdegang, Verdienst und ein Studium miteinander zu verbinden, bieten die dualen Studiengänge der Universität.
Weitere Info zum Teilzeitstudium http://www2.phil.uni-siegen.de/phpmyfaq/index.php?action=artikel&cat=52&id=284&artlang=de
Weitere Informationen zum dualen Studium https://www.ihk-siegen.de/ausbildung-fortbildung-und-studium/studium-und-beruf/das-duale-studium/
Ansprechpartner: Zentrale Studienberatung (-2712, info.studienberatung@zsb.uni-siegen.de)
First generation students“: In der Statistik werden Studierende, die über keinen Elternteil verfügen, der bereits ein Studium abgeschlossen hat, als „first generation students“ bezeichnet. Leider weist das deutsche Bildungssystem sowohl auf der schulischen wie auf der hochschulischen Ebene immer noch einen massiven Trend zur Selbstreproduktion auf. D.h. die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder von Akademiker*innen selbst studieren, ist immer noch um ein vielfaches höher als die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder aus Familien ohne akademische Vorbilder studieren. Bildungsungleichheit überträgt sich von Generation zu Generation, Bildung wird nicht als Motor für soziale Mobilität genutzt und Talente bleiben ungefördert. Diesem Trend möchte die Universität Siegen gezielt entgegenwirken. Dies geschieht etwa durch das Programm „Brücken ins Studium“ (BisS), das mit „BisS@school“ bereits während der Schulzeit gezielt Schüler*innen aus bildungsfernen Milieus auf die Möglichkeit eines Studiums anspricht und den Weg an die Universität begleitet.
Weitere Informationen: www.uni-siegen.de/biss
Ansprechpartnerin: Frau Schleiken (-4293, kathrin.schleiken@zv.uni-siegen.de)
ArbeiterKind.de ist eine Studierendengruppe, die first generation students vor und während des Studiums eine Plattform des kontinuierlichen Austausches bietet. ArbeiterKind.de ermutigt und begleitet Schüler*innen aus Familien, in denen noch niemand oder kaum jemand studiert hat, zum Studium und unterstützt sie auf ihrem Weg vom Studieneinstieg bis zum erfolgreichen Studienabschluss und Berufseinstieg. Die ehrenamtliche, lokale ArbeiterKind.de-Gruppe Siegen, lädt herzlich zum offenen Treffen jeden vierten Mittwoch im Monat von 19-20 Uhr ein (siehe "Anlaufstellen" im Guide). Bei den offenen Treffen kann jede*r Fragen zum Thema Studium stellen, sich mit anderen in ähnlicher Situation austauschen oder sich bei ArbeiterKind.de für mehr Bildungsgerechtigkeit engagieren.
Die lokale ArbeiterKind.de-Gruppe findet man auf Instagram und Facebook oder per E-Mail: siegen@arbeiterkind.de
Studierende, die finanzielle Unterstützung benötigen: Auch wenn nach wie vor die finanzielle Unterstützung durch die Familie die häufigste Finanzierungsquelle Studierender darstellt, gibt es einen signifikanten Anteil von Bildungsinteressierten, der diese Möglichkeit nicht hat bzw. dem diese Quelle zum Studium nicht ausreicht. Für diese Studierenden stehen verschiedene Finanzierungsquellen zur Verfügung, auf die sie unter gewissen sozialen Bedingungen einen Anspruch haben (z.B. BAföG), die sie über das Studierendenwerk beantragen können (z.B. zinsloses Darlehen der Darlehenskasse der Studierendenwerke e.V. (Daka)) oder auf die sie sich bewerben können (z.B. Stipendien). Auch jobben neben dem Studium ist weitverbreitet und hilft bei der Finanzierung eines Studiums bzw. ist für einige Studierende eine unerlässliche Voraussetzung. Daher ist direkt an der Universität eine Jobvermittlung angesiedelt, die jährlich über 1000 Jobangebote an während des Studiums arbeitsuchende Studierende vermittelt.
Weitere Infos zur Studienfinanzierung http://www.uni-siegen.de/start/studium/information_und_beratung/studienfinanzierung/?lang=de
Ansprechpartner*innen für BAföG siehe: Studierendenwerk Siegen Fallmanagement
Infos zum zinslosen Studiendarlehen: https://www.daka-darlehen.de
Ansprechpartnerin für Stipendien: Frau Dexling (-4946, ira.dexling@zv.uni-siegen.de)
Weitere Infos zu studentischen Jobs: https://www.jobvermittlung.uni-siegen.de/
Ansprechpartnerin: Frau Henzeschulz (-2060, jobvermittlung@zv.uni-siegen.de)