Inklusion: Wie läuft es in den Kitas?
An der Universität Siegen ist gerade die Rheinland-Kita-Studie zum Thema „Inklusion in Kitas“ gestartet. Es handelt sich um die bisher größte Untersuchung dieser Art in Deutschland.
Sind die Kitas im Rheinland auf
die Inklusion gut vorbereitet? Wie sieht die personelle,
materielle und bauliche Situation in den Kitas aus? Sind
ausreichend Plätze für Kinder mit und ohne Behinderung
vorhanden? Mit diesen und ähnlichen Fragen beschäftigt sich ein
Forscherteam rund um Prof. Dr. Rüdiger Kißgen vom Lehrstuhl für
Entwicklungswissenschaft und Förderpädagogik der Universität
Siegen im Rahmen einer großangelegten Studie. Der
Landschaftsverband Rheinland (LVR) hatte das Forschungsprojekt
europaweit ausgeschrieben und den Zuschlag zur
Durchführung Prof. Kißgen und seinem Team erteilt.
Bisher gebe es kaum Studien zum Thema „Inklusion in
Kindertageseinrichtungen“, sagt Kißgen. Auch international sei
die Zahl der Untersuchungen sehr überschaubar.
„Veröffentlichungen zur ‚Inklusion in Schulen‘ gibt es
inzwischen einige“, so Kißgen. Gemeinsam mit seinem
Forschungsteam möchte er herausfinden, wie gut die Kitas mit
pädagogischen Fachkräften ausgestattet sind und welche der
möglichen zusätzlichen Leistungen für Kinder mit Behinderung
die Kitas in Anspruch nehmen. Gleichzeitig wollen die
Forscher*innen klären, wie zufrieden Eltern und Kitas jeweils
mit der aktuellen Situation sind und wo Nachbesserungen
notwendig sind. „Wir wollen wissen, was von den Geldern bei den
Kindern ankommt – sei es in Form von barrierefreien Zugängen,
therapeutischen Leistungen oder mehr Personal“, betont Kißgen.
Das Forscherteam untersucht auch die Qualifikation des
Personals. „Es weiß im Moment keiner so genau, ob die
Qualifikation der pädagogischen Fachkräfte für die neuen
Herausforderungen rund um das Thema Inklusion in den Kitas
ausreichen“, erklärt Kißgen. Beispielsweise sei unklar, wie
intensiv durch Fort- und Weiterbildungsangebote nachgebessert
werden müsse.
Das Projekt ist in zwei Phasen gegliedert: In der ersten Phase
erhalten 5.500 Kitas im Rheinland einen Onlinefragebogen. Darin
werden die wichtigsten Daten erfasst, etwa wie viele Kinder mit
Behinderung die jeweilige Kita besuchen, die Qualifikationen
der Mitarbeiter*innen sowie die Barrierefreiheit der Gebäude. In
der zweiten Projektphase, die voraussichtlich im Juni 2018
beginnen wird, möchte das Forscherteam repräsentativ
ausgewählte Kitas, deren Träger, zuständige Ämter und weitere
Akteure im Forschungsfeld befragen. Zusätzlich werden die
Forscher*innen eine Gruppe von 30 repräsentativ ausgewählten
Eltern hinzuziehen.
Auch die Frage nach dem Übergang vom Kindergarten in die
Grundschule soll in die Studie mit einbezogen werden. „Dieser
Übergang ist für Kinder mit Behinderung sehr problematisch. Oft
wird erst einige Wochen nach Schulbeginn bei einem Elternabend
nachgefragt, welche Bedürfnisse die Eltern für ihr Kind, das
eine Behinderung hat, sehen“, erzählt Kißgen. Wichtig sei eine
frühzeitige und enge Kooperation zwischen Kitas und
Grundschulen, in die auch das –Wissen der bisher erfolgten
Frühfördermaßnahmen einbezogen werden sollte. „Es ist fatal,
wenn am Übergang zwischen Kindergarten und Schule Wissen über
das Kind verloren geht oder nicht in Anspruch genommen wird.
Der Wechsel von der einen in die nächste Institution muss für
das Kind mit einer Behinderung gut vorbereitet und sinnvoll
gestaltet werden.“
Das Projekt „Rheinland-Kita-Studie“ wird im April 2019 mit
einer Abschlusskonferenz enden.
Weitere Informationen finden Sie auf der Homepage unter www.rheinlandkitastudie.de.
Kontakt:
Prof. Dr. Rüdiger Kißgen
Entwicklungswissenschaft und Förderpädagogik
ruediger.kissgen@uni-siegen.de
0271/740-4093